Monatsarchiv - Februar 2019

Vemu Mukunda

"We come from sound, we are the sound, we go back to sound."

Vemu Mukunda

Vita

Vemu (Venugopal) Mukunda wurde am 11. 3. 1929 in der südindischen Stadt Bengaluru geboren. Er erhielt eine brahmanische Ausbildung, in der neben, Sport, Kultur und Wissenschaft die Musik eine wesentliche Rolle spielte. Er bekam täglich Unterricht auf seinem Instrument, der Vina (Südindische Variante der Sitar). Nach dem Ende seiner Schulzeit ging er zunächst nach London und dann zum Studium der Nuklearwissenschaft nach Glasgow. Nach dem Studium blieb er in seinem Fachbereich als wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Aber diese Arbeit stelle ihn nicht zufrieden. Es trieb ihn zur Musik, sodass er seine wissenschaftliche Tätigkeit beendete. Er übersiedelte nach London und widmete sich voll und ganz dem Spiel auf der Vina. Als professioneller Vina-Spieler spielte er unzählige Konzerte und hatte Kontakt zu wichtigen Musikgrößen der damaligen Zeit.

Ungefähr Mitte der 70er Jahre kam ein neues Thema auf ihn zu. Er wurde sich der transformierenden Kraft der Töne bewusst und suchte nach einer Möglichkeit, diese zu konkretisieren und für jeden Menschen nuztbar zu machen. Auf diese Weise entwickelte er sein Nada Brahma System und die Nada Brahma Tontherapie. Ab Ende der 80er Jahre vermittelte er sein Wissen in vielen europäischen Ländern und den USA an zahlreiche Schüler.

Vemu Mukunda verstarb am 4. 2. 2000 in seiner Wahlheimat London.

Der Musiker

Über den Musiker Vemu Mukunda ist nicht viel Gesichertes bekannt. Er selbst erzählte viele Geschichten über das, was er als Musiker erlebt und getan hat. Nicht alles davon stammte aus dem Bereich der Wahrheit. Klar ist aber, dass er damals in London zur Zeit der Beatles wesentliche musikalische Impulse gesetzt hat. Er war einer der ersten Musiker, die die traditionelle indische Musik mit dem Jazz und der Popmusik in Beziehung gesetzt hat. Aus dieser Zeit gibt es Tondokumente die beweisen, dass er mit seiner Kunst tatsächlich eine bestimmte Bekanntheit erlangt hat. Auf dem Video von 1970 sieht man Vemu Mukunda an der Seite von Maynard Ferguson, auch in der Studioversion hört man die Vina deutlich heraus.

Maynard Ferguson Chalanata

Maynard Fergusan Chalanata Studio Version

Im Laufe der späteren Zeit kehrte er musikalisch zu seinen Wurzeln zurück. Er konzertierte mit der klassischen südindischen Musik (Karnatika) nicht nur im Westen, sondern auch vermehrt in Indien. Dokumente aus dieser Zeit sind einige wenige Schallplatten, die er in Frankreich und den Niederlanden produziert hat. Nach einem Konzert in Indien Anfang der 70er Jahre kam es dann zu einem entscheidenden Wandel im Leben von Vemu Mukunda.

Der Forscher

Nach einem Konzert, das er anlässlich eines Geburtstags von Sri Sathya Sai Baba in Puttaparthi (Südindien) gab, holte ihn dieser zu einem Gespräch und trug ihm auf, nach der spirituellen Heilkraft der Töne zu suchen. Daraufhin verlagerte Mukunda den Schwerpunkt seiner Tätigkeit und widmete seine Zeit hauptsächlich der Suche nach diesem Wissen. Es ist nicht wirklich bekannt, wie genau diese Spur verlaufen ist und wen er dabei zu Rate zog. Abgesehen von der Inspiration durch Sathya Sai Baba und seine Schriften, durchforschte er vor allem die Weisheitsbücher seiner Tradition. Namentlich erwähnte er immer wieder die alten Yogatexte Sangita Ratnakara und Hatha Yoga Pradipika. Und natürlich einen der zentralen Schriften der indischen Kultur, Adi Shankaras Hauptwerk Viveka Chudamani, das Kleinod der Unterscheidung. Darüber hinaus deutet vieles darauf hin, dass er zahlreiche Aufenthalte bei einem Nada Yogi in Nordindien hatte. Wir mutmaßen, dass es sich hierbei um Swami Nadabrahmananda in Rishikesh handelte. Dieser besaß die vollkommene Kontrolle über sein Prana, was er mit den Mitteln des Nada Yoga erreicht hatte. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass wesentliche Anteile an Aufbau und Inhalt des Nada Brahma Systems auf dem Wissen und der Erfahrung dieses großen Nada Yogi beruhen.

Ende der 80er Jahre fühlte sich Mukunda bereit, sein Wissen zu verbreiten. Er hielt unzählige Vorträge in vielen europäischen Ländern und in den USA. Dazu kam immer als Hauptattraktion, dass er Menschen den Persönlichen Grundton bestimmte und ihnen zeigte, wie sie diesen besonderen Ton durch Singübungen in eine Wirkkraft bringen konnten.

Der erste Ausbildungsgang im deutschsprachigen Raum fand ab 1992 in Todtmoos im Schwarzwald statt. Es folgten weitere Ausbildungen, insgesamt hat Mukunda knapp 100 deutschsprachige Schüler ausgebildet.

Der Lehrer

In seiner Eigenschaft als Lehrer war Vemu Mukunda nicht der kreative Künstler wie in seinen Konzerten. Hier war er ganz der Wissensvermittler und von daher strenger und klarer. Er konnte sogar richtig böse werden, wenn seine Schüler trotz mehrfacher Wiederholung ihren Stoff immer noch nicht verinnerlicht hatten. Zudem war er getrieben von einer inneren Unruhe, man könnte sogar sagen: Hektik. Zeitweilig konnte er kaum ruhig sitzen oder in Ruhe essen. Es zog ihn häufig zu seinem kleinen Weltempfänger, auf dem er Radiosendungen aus aller Welt empfangen konnte. Dann lauschte er den Reden berühmter Persönlichkeiten oder Politikern und schaute auf seinem Tuner, auf welchen Frequenzen sie sprachen. Das hat ihm viele Informationen über das Verhältnis von Stimme und Emotionen verschafft.

Da das Nada Brahma System noch erhebliche Lücken aufwies und in einigen Punkten Widersprüche aufwies, waren Fragen von Schülern eine unerwünschte Herausforderung. Da reagierte er oft ungehalten, weshalb die Schüler viele Fragen einfach nicht gestellt haben – was sich heute als Versäumnis entpuppt. Erst an freien Abenden oder zu privaten Zeiten erzählte Vemu die wichtigen Begebenheiten und Begegnungen in seinem Leben. Und er wusste genau, wem er welche privaten Details offenbaren konnte und wem nicht. In diesen Momenten konnte er sehr entspannt und lustig sein, und das Zusammensein mit ihm war eine echte Freude.

In den letzten Jahren verschlechterte sich sein Gesundheitszustand mehr und mehr. Eine bereits begonnene Ausbildung im Elsass konnte er nicht mehr beenden. Unter dramatischen Bedingungen wurde er in ein Krankenhaus in Freiburg eingeliefert, und von dort aus flog er schwer krank zurück nach London. Er zog sich ganz aus dem Leben zurück und verließ sein Haus im londoner Stadtteil Charlton kaum mehr. Schüler, die ihn zu der Zeit besuchten, mussten berichten, dass er auf Fragen nach der Nada Brahma Tontherapie nur abwehrend oder gar nicht antwortete.

Vemu Mukunda hinterließ ein großartiges Vermächtnis. Es war seine besondere Leistung, die Grundlagen für ein tonal definiertes Menschenbild zu legen. Vieles von dem, was er damals seine Schüler lehrte, hat bis heute unverminderte Gültigkeit. Dabei war ihm klar, dass er nicht alles Wissen aus dem Verborgenen heben konnte. Deshalb gab er seinen Schülern auf den Weg: "I only did the first step, you have to continue."

In diesem Sinne arbeiten heute die SAMA Sonologinnen und SAMA Sonologen zusammen. Sie berufen sich ganz auf Vemu Mukunda, und bei allem Respekt für seine Arbeit wird sein Nada Brahma System dennoch sinnvoll ergänzt. Die weiteren Entwicklungsschritte wird die Zukunft zeigen.

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